11.11.2022 10:00

„Ich bezeichne mich selbst gerne als Hockey-Nerd.“

Kategorie(n): Aktuell | Autor: Anika Geiger

Brandon DeFazio taucht tief in die Materie ein.

Ville Lajunen, Brandon DeFazio und Miks Indrasis starteten sehr erfolgreich in die neue Saison. Viele Tore, viele Assists, starke Leistungen begleiteten diese 3 Neuzugänge bisher bei den WILD WINGS. Deshalb wollen wir die Gelegenheit nutzen, diese 3 Spieler heute vorzustellen. Den Anfang macht Brandon DeFazio.

Brandon DeFazio hat diese Saison bereits 6 Tore erzielt. Der gebürtige Kanadier wechselte vom Ligakonkurrenten ERC Ingolstadt zu den Schwenninger WILD WINGS. Letzte Saison hat er dort 21 Tore beigesteuert. Der 34-Jährige, mit dem Spitznamen „Faz“, ist ein Kämpfertyp, der weiß, dass man für seinen Erfolg hart arbeiten muss. Golffanatiker, guter Teamkollege und ein Familienmensch – das sind Assoziationen, die DeFazio ausmachen.

Du bist einer der Neuzugänge am Neckarursprung… Wie gefällt es dir bisher hier in Schwenningen bzw. bei den WILD WINGS?

Es ist wirklich toll hier. Ich beurteile einen Ort auch danach, wie sich meine Familie fühlt. Und im Moment sind sie sehr glücklich hier. Für uns ist es schön und die Fans sind immer so aufregend und bringen einen dazu, dass man Hockey spielen möchte. Es ist also nicht nur das Familienleben, was mir hier gefällt, sondern auch das Hockeyleben. Jedes Mal, wenn man hierherkommt, weiß man, dass alle hinter einem stehen werden.

Neulich ging es ja gegen deinen Ex-Club… Wie ist das als Spieler, freut man sich oder ist man dann doch eher aufgeregt?

Es ist ein einzigartiges Gefühl, wenn du gegen ein Team spielst, mit dem du 2 Jahre verbracht hast. Diese Jahre in Ingolstadt waren anders aufgrund von Corona. Vielleicht waren wir deshalb enger als ein normales Team, weil es außerhalb von Eishockey nicht viel Soziales zu tun gab. Wir haben uns wirklich aufeinander verlassen können. Doch nun hat sich das Blatt gewendet. Ich will in erster Linie ein Eishockeyspiel gewinnen und wir müssen auch dringend eins gewinnen. Auch wenn es viele Emotionen gibt, wenn man gegen seinen alten Verein spielt, geht es insbesondere darum, das Beste für die WILD WINGS zu geben.

Spielt bei solch einem Spiel der Druck eine größere Rolle?

Nicht unbedingt… Ich setze mich jedoch selbst stark unter Druck. Das klingt ein bisschen wie ein Klischee. Ich spüre die ganze Zeit Druck. Egal, ob du 2. oder 13. bist, es ist immer das gleiche Gefühl. Ich fühle eine Menge Druck, gut zu sein, und so war ich schon immer. Ich glaube, ohne Druck ist man nicht im richtigen Sport. Der Druck liegt nicht an den anderen, sondern an mir selbst. Ich möchte immer die Leistung bringen, die ich auch bringen kann.

Was ist dir wichtig innerhalb einer Mannschaft?

Ich denke, wir sollten einfach versuchen, aufeinander aufzupassen. Für uns heißt es deshalb, uns gegenseitig zu unterstützen und uns immer wieder neu zu fokussieren, die Fehler zu beheben, sie anzuschauen, zu verstehen und dann zu versuchen, besser zurückzukommen.

Wie bist du zum Eishockeysport gekommen? Wie alt warst du?

Ich war 4 Jahre alt und mein Vater spielte Eishockey. Ich denke, die meisten Leute wollen immer wie ihr Vater sein, und für mich war mein Vater ein Hockeyspieler. Also war es für mich kein Unterschied.  Ich wollte einfach so sein wie er, und ich will immer noch so sein wie er. Ich liebe es einfach, Eishockey zu spielen. Ich bezeichne mich selbst gerne als Eishockey-Nerd, da ich eine Menge Inhalte in Bezug auf Eishockey konsumiere und es für mich alles ist und schon immer war. Ich bin von dieser Sportart einfach besessen [lacht]. Auch wenn ich jetzt älter bin, liebe ich das Spiel immer noch genauso sehr wie damals, als ich vier war.

Was machst du gerne in deiner Freizeit? Wie kannst du am besten abschalten?

Am einfachsten ist es jetzt, da ich zwei kleine Mädchen habe. Das macht es ziemlich einfach, denn sie wissen nicht, ob wir verloren oder gewonnen haben, ob ich ein Tor geschossen habe oder nicht. Es ist ziemlich einfach, zu Hause zu entkommen, weil sie ihr Leben so leben, wie sie es leben, und Eishockey ist für sie nicht so wichtig. Es ist wirklich ein Segen, am Ende des Tages nach Hause zu kommen und meine zwei Mädchen und meine Frau zu sehen. So fällt es mir einfach, abzuschalten und wieder in die Rolle des Vaters zu schlüpfen.

Hast du auch mal andere Sportarten ausprobiert? Hast du mal ein Instrument gespielt bzw. tust es immer noch?

Ich habe auch mein ganzes Leben lang Fußball gespielt, meine Mutter wurde in Schottland geboren, wir sind also eine große Fußballfamilie. Ich war lange Zeit Fußballtorwart, was wohl ungewöhnlich ist. Jetzt liebe ich das Golfspiel, ich spiele im Sommer viel Golf. Jetzt, wo ich zwei Kinder habe, spiele ich nicht mehr so viel wie früher, aber es ist für mich ein wirklich spannender Sport.

Du spielst jetzt schon eine längere Zeit Eishockey… Was war in deiner bisherigen Karriere dein schönster Moment?

Ich würde sagen, es gibt ein paar verschiedene Punkte in meiner Karriere, die mir sehr wichtig erschienen. Natürlich war einer davon, dass ich in der NHL gespielt habe, das war besonders für mich, weil ich nicht gedraftet wurde. Das war ein wirklich wichtiger Moment für mich und meine Familie, weil man weiß, dass man Unterstützung braucht, und sie haben mich mein ganzes Leben lang unterstützt. Es war etwas Besonderes, die Möglichkeit zu haben, das zu tun, wenn man weiß, dass nicht viele Leute glaubten, dass ich das kann. Ein anderer Moment war das Tor gegen München, hier in Deutschland, um in die zweite Runde zu kommen. Das war im Covid-Jahr und ohne Fans. Aus welchem Grund auch immer, fühlte es sich einfach wie ein super emotionales Tor an, aufgrund dessen, was los war. Es war ein langes Jahr mit vielen Protokollen, viel Zeug für unsere Familie, was wir durchgemacht haben: Es gab nicht viele Dinge zu tun, es gab keine Schule für die Kinder, fast kein soziales Umfeld für sie…

Was erwartest du dir persönlich und sportlich von deiner Zeit bei den WILD WINGS?

Ich würde sagen, es sind vor allem großartige Beziehungen, die zählen. Einfach Hockey zu spielen, verschiedene Erfahrungen zu sammeln, alles aufnehmen und alles genießen, was Schwenningen zu bieten hat. Zudem möchte ich einfach die Kultur des Eishockeys annehmen, die wir hier haben. Ich hoffe, dass ich die Fans auf die Art und Weise stolz machen kann, wie ich Hockey spiele. Ich hoffe auch, dass meine Teamkollegen so denken, dass wir etwas tun wollen und so spielen wollen, worauf die Leute stolz sind. Selbstverständlich möchte ich außerdem mit meiner Familie Erinnerungen schaffen. Es sind nämlich auch die kleinen Dinge und die kleinen Erfahrungen, die wertvoll sind.

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