12.02.2023 10:00

Vom flüssigen zum festen Wasserzustand

Kategorie(n): Aktuell | Autor: Anika Geiger

Jerome Jovr ist technischer Leiter und arbeitet gemeinsam mit den Eismeistern an dem „perfekten Eis“.

Während den Drittelpausen sieht man als Fan, wie die Eismaschine das Eis aufbereitet. Doch was steckt da noch dahinter? Welche Faktoren spielen für die Eisaufbereitung eine Rolle? Lernt unseren technischen Leiter Jerome kennen und taucht ein in die Welt des Eises.

Aus wie vielen Personen besteht euer Team?

Wir sind zwei technische Leiter, 5 Eismeister und 3 Torschieber.

Was sind so deine Hauptaufgaben?

Meine Haupttätigkeiten sind jetzt hier draußen die Leitung der technischen Anlagen sowie die Eisaufbereitung, in Zusammenarbeit mit meinen Jungs also den Eismeistern. Da arbeiten wir ganz eng zusammen.

Und du machst das hauptberuflich hier?

Ja, also ich bleibe jetzt erstmal die nächsten zwei Jahre hier. So lange bin ich auf jeden Fall hier.

Was hast du zuvor gemacht?

Ich war Schwimmmeister. Ich habe also vom flüssigen zum festen Zustand des Wassers gewechselt [lacht].

Seit wann bist du hier bei den WILD WINGS?

Ich bin jetzt da seit Ende August letzten Jahres.

Wie bist du auf diesen Job hier aufmerksam geworden?

Eigentlich ist das eine ganz lustige Geschichte. Seit 30 Jahren stand ich hier draußen beim Eishockey als Fan. Letztes Jahr im Winter kam dann die Anfrage an die Bäder, ob wir nicht Lust hätten, Eismeister zu werden. Und dann habe ich rückgemeldet, dass ich mir das gut vorstellen könnte. Eisaufbereitung, mit der Maschine fahren, … Alles schön und gut. Dann war es lange Zeit erstmal still und ich habe keine Antworten mehr bekommen. Und im Sommer 2022, Mitte August war das, kam mein Geschäftsführer zu mir und hat mich erneut gefragt, ob ich Eismeister machen möchte. Dann habe ich abermals erwidert, dass ich das gerne machen kann und Lust darauf habe. Somit wäre ich im Winter ein halbes Jahr als Eismeister tätig und im Sommer ein halbes Jahr als Schwimmmeister. Zwei Tage später stand er dann wieder bei mir an der Tür und hat sich erkundigt, ob ich auch die technischen Anlagen sowie die Personalführung übernehmen könnte – also ob ich das kann. Da ich im Freibad bereits leitender Schwimmmeister war, war mir die Personalführung alles andere als fremd. Das konnte ich mir also gut vorstellen und so bin ich hier reingerutscht. Statt Eismeister bin ich jetzt technischer Leiter.

Früher warst du immer als Fan hier? Ist das dann ein großer Unterschied, das alles aus einer anderen Perspektive, nämlich aus der des Mitarbeiters, wahrzunehmen?

Das ist jetzt eine ganz andere Welt. Früher hast du dir die Spiele angeschaut und das wars dann auch. Du hast natürlich mitgefiebert – Sieg oder Niederlage. Du hast aber dieses ganze Bollwerk im Hintergrund nicht gesehen. Und jetzt kenne ich den Hintergrund. Jetzt weiß ich, was die Eismeister hier für eine Arbeit leisten, insbesondere vor jedem Heimspiel. Das sind wirklich immense Aufgaben. Das hätte ich mir so nicht vorgestellt. Am Anfang stand ich da, wie jeder typische Fan, und habe einfach nur gesehen, wie der Eismeister da mit der Eismaschine rumfährt und das Eis aufbereitet. Damit hatte sich das dann auch. So einfach ist das aber halt doch nicht. Es gibt enorm viele Faktoren, die bei der Eisaufbereitung eine Rolle spielen.

Was ist denn so die größte Herausforderung in deinem Beruf?

Man kann nicht vom perfekten Eis reden, das kriegt fast keiner hin. Aber im Ansatz an das perfekte Eis ranzukommen, für die Mannschaft und für die Spieler an sich, ist so die größte Herausforderung. Also einfach gutes Eis hinzubekommen.

Was bedeutet „gutes Eis“? Wie kann man sich das vorstellen?

Von der Härte her und von der Ebene selbst. So dass das Eis eigentlich komplett gerade ist, komplett im Wasser. Ohne, dass es mal so einen leichten Hubbel gibt oder einen kleinen Berg. Das ist wirklich so die Herausforderung.

Was macht dir am meisten Spaß?

Witzigerweise alles. Jeder Tag ist anders und es kommen jeden Tag neue Herausforderungen. Irgendwo ist wieder irgendwas kaputt oder irgendwas ist mit dem Eis. Das macht es hier draußen wirklich spannend.

Du bist ja noch nicht so lange da… Aber kannst du dich an einen richtig schönen oder einen richtig schlimmen Moment erinnern, den du vielleicht nie vergessen wirst?

Schlimme Momente gab es jetzt eigentlich keine. Es gab nur Schrecksekunden, das war z.B. während dem Spiel, als die erste Scheibe zu Bruch gegangen ist, an der Zeitnehmerbank. Da war die Scheibe angerissen… Da es aber eine Plexiglas-Scheibe ist, war das kein Problem. Die Jungs haben sofort reagiert und die Scheibe ausgetauscht. Wir haben dann die ganze Woche darüber geredet, dass wir eigentlich mal einen Scheibenwechsel üben müssen. Und dann kam das nächste Spiel und zack, bum, keine 19 Sekunden wurden gespielt und dann ist gleich die Scheibe zerbrochen. Da war dann Highlife angesagt.

Sowas wird also nicht geübt?

Nein, eigentlich übt man das nicht. Aber wir haben in dieser Woche tatsächlich versucht, Zeitfenster für uns zu finden, um mal so eine Scheibe auszutauschen und das einfach mal zu üben. Denn ich habe auch sehr viele neue Eismeister im Team. Und dann haben wir das Üben halt live vor Publikum gemacht. Ich muss sagen, die Jungs waren wirklich super. Da hat der Torschieber geholfen, da haben alle Hand in Hand gearbeitet und man hats ja dann auch gesehen. Live im Fernsehen wurde dieser Scheibenwechsel schön gezeigt und das sind dann eben diese schönen Momente. Da stehst du hinter der Bande, klatschst deine Jungs ab und sagst ihnen, sie haben einen guten Job gemacht und man sei stolz auf sie. Das war echt klasse. Andere tolle Momente sind, wenn das Eis einfach super war zum Spielen. Wenn dann teilweise die Jungs von der Mannschaft kommen und sagen ‚Wow, heute war das Eis echt super‘, ist das für uns natürlich ein schönes Lob. Auf der anderen Seite kommen dann halt auch mal die schlechten Momente, wenn das Eis mal nicht so gut war. Da sind dann aber teilweise auch die äußeren Einwirkungen mit dran schuld wie die Lufttemperatur draußen. Wenn es draußen wärmer ist, ist die Arena natürlich auch wärmer. Genauso wenn das Haus voll ist und viele Zuschauer da sind wie gegen Mannheim oder München. Als Fan nimmt man sowas halt nicht wahr, aber da spielen viele Faktoren mit rein. Umso voller die Bude ist, umso schlimmer war es zum Stehen und man hatte Probleme, seine Getränke zu holen. Man hat aber gar nicht aufs Eis geguckt und überlegt, was das alles für Auswirkungen darauf haben kann. Und jetzt weiß ich: Es hat zum Teil heftige Auswirkungen.

Abschließende Frage… Ihr steht während einem Spiel ja immer parat… Wo genau seid ihr dann?

Wir stehen unten an der Bande, direkt unter dem Helios Turm, an der Ausfahrt von der Eismaschine. Das ganze Team steht dort das komplette Spiel über, angefangen vom technischen Leiter, über Eismeister bis hin zu den Torschiebern. Bei den Spielen sind wir immer 3 Eismeister, 2 bzw. 3 Torschieber und ein technischer Leiter. Wir versuchen, das Team immer mal durchzuwechseln, aber ich habe so mein Stamm-Team, das an Heimspielen immer da ist. Das sind die erfahrenen Jungs, da  weiß ich dann, da geht nichts schief.

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