07.02.2023 10:00

Stellvertretender Einsatzleiter mit Fingerspitzengefühl

Kategorie(n): Aktuell | Autor: Anika Geiger

Lars Renn war früher im Sicherheitsdienst tätig und koordiniert nun die Einsatzleitungen.

Neben dem Sicherheitsdienst, SWAT, gibt es im Stadion mindestens genauso wichtige Ordner. Diese arbeiten an Heimspieltagen auf ehrenamtlicher Basis. Lars Renn spricht über seine Aufgaben und die Herausforderungen dieses Jobs.

Was sind denn so deine Tätigkeiten bei Heimspielen?

Meine Haupttätigkeit besteht darin, die Schnittstelle zu bilden zwischen den Einsatzleitungen der Polizei, der Feuerwehr, dem Rettungsdienst sowie dem Sicherheitsdienst. Hierbei bin ich eben für die Koordination zuständig. Wenn mir beispielsweise meine Ordner, die im Stadion verteilt sind, melden, dass ein Fan Hilfe vom Rettungsdienst braucht oder wenn irgendwo der Sicherheitsdienst benötigt wird, gebe ich das der jeweiligen Einsatzleitung weiter. Und dann bleibe ich auch dementsprechend in der Einsatzleitung, wenn diejenigen Kräfte im Stadion verteilt sind.

Und wer ist dein Arbeitgeber?

Also das ganze bei den WILD WINGS läuft ehrenamtlich. Mein Hauptarbeitgeber ist Trumpf. Also ich komme lediglich für die Heimspiele immer hierher.

Wie lange machst du das dann hier schon?

Seit ca. 6/7 Jahren. Ich habe angefangen beim Sicherheitsdienst, bei SDV damals noch.

Wie hat sich das dann ergeben, dass du bei den Ordnern gelandet und stellvertretender Einsatzleiter geworden bist?

Für mich war das früher nur ein Nebenjob. SDV hat immer mit Subunternehmen gearbeitet. Über so ein Subunternehmer bin ich damals zum Eishockey gekommen. SDV hat dann das Sponsoring abgegeben an SWAT bzw. SWAT hat es SDV abgenommen. Die haben daraufhin Personal gesucht und mich genommen, weil ich kommuniziert habe, dass ich Eishockey sowie die Leute dort cool finde. Ich war viel im Gästeblock, ich wusste also, wie alles funktioniert. Mir hat das einfach Spaß gemacht und deshalb bin ich zu SWAT gewechselt. Dann gab es einen Vorfall bei einem Ingolstadt-Spiel, wo ich in eine Auseinandersetzung geraten bin. Daraufhin hat mir mein damaliger Chef meines Hauptjobs nahegelegt, damit aufzuhören. Die Begründung war, dass es sich ja nicht so gut mache, wenn Führungskräfte sich am Wochenende beim Eishockey schlägern. So wurde mir das ausgelegt. Das war jedoch ein anderer Arbeitgeber als heute und dort habe ich auch nicht lange gearbeitet. Doch auf diesen Vorfall hin musste ich beim Sicherheitsdienst aufhören. Das bot mir den Anlass, zu den Ordnern zu wechseln, auf ehrenamtlicher Basis, denn dort konnte man mir nichts verbieten. So bin ich damals zu den Ordnern gekommen und habe dann wieder am Gästeblock bzw. allgemein den Einlass übernommen. Ich war Bereichsleiter vom Bereich West und bin jetzt seit der Saison 2019/20 stellvertretender Einsatzleiter.

Hast du dich vor den WILD WINGS auch schon für Eishockey interessiert?

Nein, gar nicht. Da ich aus Sigmaringen komme, hat sich das nie ergeben. Ich war früher mal bei zwei Heimspielen. Da wurde ich aber eingeladen. Mich als Fan zu bezeichnen, wäre also zu viel des Guten.

Du hast die Schlägerei angesprochen… Was ist denn so die größte Herausforderung in deinem Job?

Es kommt darauf an, ob die Tätigkeit als Einsatzleiter oder als Ordner gemeint ist. Das sind zwei komplett verschiedene Schwerpunkte. Bei den Ordnern besteht die größte Schwierigkeit darin, dass man jedes Mal vielen Fans bzw. vielen verschiedenen Charakteren begegnet. Einige, mit denen du zu tun hast, sind betrunken und nicht mehr so zurechnungsfähig. Da musst du ruhig auf die Leute zugehen können und sofort verstehen, was sie wollen, denn sie sind oft ungeduldig. Darauf muss man eingehen. Draußen ist also generell die Schwierigkeit, individuell auf die Leute einzugehen sowie schnell und situativ zu reagieren.

Und in der Einsatzleitung?

Hier besteht die Herausforderung darin, das Fingerspitzengefühl zu haben, was geht oder was nicht geht. Wenn zum Beispiel ein Fan bei einem vollen Mannheim-Spiel mit Krücken kommt, aber eine Karte für den Stehplatz hat, zu sagen: ‚Okay, wir haben die Möglichkeit, ihn vielleicht im Stadion noch umzuschieben oder an einen anderen Platz zu stellen, wo er die Möglichkeit hat, bequemer und freier zu stehen.‘ Eine andere Problematik ist, dass wir bei den Ordnern chronisch unterbesetzt sind. Wir haben gleich viele Positionen zu besetzen, aber nur ein Drittel der Leute zur Verfügung. Gerade an Weihnachten war es schwierig, da die meisten nicht da waren. Wir waren lediglich zu 9.

Wie viel seid ihr normalerweise?

Aus dem Bauch heraus sind wir so zwischen 16 und 20 Ordnern. Wir mussten teilweise etwas ausdünnen, weil wir viele unzuverlässige Leute im Team hatten, die sich nicht abgemeldet haben oder nur 2-3 Spiele im Jahr gekommen sind. Das hat dann einfach keinen Wert. Wir brauchen ja auch eine Planungsgrundlage. Da besteht die Schwierigkeit dann darin, das alles dennoch zu bewältigen und zu koordinieren, wer wo im Stadion hin darf.

Was glaubst du, worin dieser Mangel begründet sein könnte?

Mittlerweile gibt es mehr Anreize für dieses Ehrenamt. Wenn man z.B. bei einer bestimmten Anzahl an Spielen da ist, bekommt man Tickets oder ähnliches. Aber insgesamt wird das Ehrenamt in allen Bereichen immer weniger. Für mich wäre Geld jedoch kein Anreiz, diesen Job zu machen.

Was gefällt dir an deinem Job am meisten?

Mittlerweile ist es hauptsächlich das Umfeld. Aber es ist natürlich auch schön, die Stimmung im Stadion sowie die Emotionen der Fans zu beobachten, wenn sie ausflippen. Das finde ich immer ganz toll und faszinierend.

Hat sich dein Bereich, seitdem du hier bist, verändert?

Die Zusammenarbeit allgemein hat sich verändert. Früher war das ganz klar getrennt. Mittlerweile ist es mehr so ein familiäres Miteinander. Wir helfen da, wo es geht und unterstützen den anderen Bereich bzw. die andere Organisation. Das ist die krasseste Veränderung, die ich beobachtet habe.

Info: Bei Interesse könnt ihr euch gerne unter ordnungsdienst@wildwings.de bewerben und das Team rund um Lars Renn unterstützen!

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