28.07.2022 16:30

Fit in die neue Saison

Kategorie(n): Aktuell | Autor: Anika Geiger

Athletiktrainer Hendrik Kolbert gibt Einblicke über Fitness, motivierende Musik – und worauf es beim Eishockey ankommt.

„Wenn die Stimmung gerade passt, sind auch mal Malle-Schlager dabei“, erzählt Hendrik Kolbert, Athletiktrainer der WILD WINGS und gibt damit Einblicke in das Training am Neckarursprung. Bevor es jedoch mit dem diesjährigen Training losgeht, mussten sich die WILD WINGS einem Fitnesstest unterziehen. Kolbert berichtet im Interview, wie fit die Spieler in die neue Saison starten und welche Faktoren außer dem Training hierfür eine Rolle spielen.

Diese Woche stand der Fitnesstest auf dem Programm. Wie haben sich die Jungs vom Neckar geschlagen und wie fit sind sie?

Hendrik Kolbert: Die Fitness-Tests waren bei allen Spielern gut bis sehr gut und wir haben ein paar Faktoren identifiziert, die wichtig für die neue Saison sind. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.

Was wird beim Fitnesstest genau getestet? Welche Übungen müssen die Spieler hier meistern?

Hendrik Kolbert: Wir haben eine Testbatterie aus verschiedenen Übungen. Zuallererst schauen wir hier auf die normalen Körpermaße, d.h. Körpergröße, Körpergewicht und Körperfett. Diese Werte kennen wir meistens schon. Danach wird Explosivität und Schnelligkeit getestet, bevor die Jungs im dritten Schritt diverse Kraftübungen (Klimmzüge, Bankdrücken und Einbeinige Kniebeugen) meistern müssen. Ein abschließender Fahrradtest hilft zur Bestimmung der sauerstoffbasierten Ausdauerleistungsfähigkeit.

Wenn wir gerade über die verschiedenen Fitnessfähigkeiten reden… Worauf kommt es speziell beim Eishockey an?

Hendrik Kolbert: Eishockey ist relativ komplex, weil man im Grunde genommen alle konditionellen Fähigkeiten braucht. Auf der einen Seite muss man schnell sein, auf der anderen Seite muss man aber auch durch die intervallartigen Belastungen sehr ausdauernd sein – und zwar in allen Bereichen. Man braucht also sowohl die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit mit Sauerstoff, um sich schnell erholen zu können, aber gleichzeitig auch die anaerobe (ohne Sauerstoff), um die kurzen Wechsel mit maximalem Tempo durchhalten zu können. Darüber hinaus braucht man aufgrund der körperbetonten Spielweise, insbesondere für die Zweikämpfe, die entsprechende Kraftfähigkeit. Es ist schwer zu sagen, was das Wichtigste ist. Dies würde vermutlich auch jeder Spieler für sich anders beurteilen, da jeder WILD WING woanders seine Stärken besitzt – der eine ist schneller, der andere ist ausdauernder. Aber grundsätzlich sind alle Komponenten ziemlich wichtig und alle Spieler brauchen alles.

Wird das Training dann an die unterschiedliche Fitness und die unterschiedlichen Fähigkeiten der Spieler individuell angepasst?

Hendrik Kolbert: Ja, ich versuche natürlich auch, durch die Tests festzustellen, wo die Stärken der Spieler liegen und wo aber auch noch ein paar Schwächen oder Verbesserungsmöglichkeiten zu finden sind. Im Training gibt es einen allgemeinen Team-Trainingsplan. Parallel versuche ich aber für jeden Spieler individuelle Sachen heraus zu kitzeln, um ihn in bestimmten Bereichen, in denen ich Verbesserungspotenzial sehe, zu fördern.

Gibt es Spieler, deren Fitness sich aufgrund von Corona verändert hat?

Hendrik Kolbert: Corona ist ein sehr spezielles Thema. Wir hatten letztes Jahr bereits einige Fälle, bei denen man gemerkt hat, dass die Jungs längere Zeit brauchen, um wirklich wieder volle 100 Prozent leisten zu können. Nach der überstandenen Infektion konnten sie zwar relativ schnell wieder spielen, aber diese 100-prozentige Leistungsfähigkeit war erst nach ein paar Wochen wieder vollends erreicht. Aufgrund unserer Möglichkeiten des Monitorings können wir dies relativ genau beobachten, insbesondere die Herzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität. Zudem halten wir in solchen Fällen viel Rücksprache mit den Spielern.

Ist es schwierig für die Spieler, nach der längeren Sommerpause, wieder in den alltäglichen Trainingsrhythmus zu finden?

Hendrik Kolbert: Ja, es ist zumindest eine kleinere Umstellung vom Sommertraining aufs Trainingscamp, das nächste Woche startet. Die Jungs sind aber Vollprofis. Natürlich gönnen sie sich nach der Saison ihre Pause, was auch absolut notwendig ist, um sich zu regenerieren und Energie zu tanken. Allerdings fangen die Jungs trotzdem zeitnah wieder mit dem Sommertraining an und schaffen somit die Grundlage für die neue Saison. Neben Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, kommt im Trainingscamp vermehrt das Eistraining hinzu, was dann schon nochmal eine Umstellung darstellt. Grundsätzlich geht das aber relativ schnell.

Apropos Pausen… Wie wichtig sind Regenerierungsphasen im Profisport?

Hendrik Kolbert: Regeneration ist das A und O. Gerade, wenn man sich unseren Spielbetrieb anschaut, mit zwei oder drei Spielen in der Woche, ist die Regeneration enorm wichtig. Hierzu gehört auch gesundes und nahrhaftes Essen sowie guter Schlaf, um sich zu erholen. Und dann müssen wir natürlich auch in unserer Trainingssteuerung darauf achten, dass die Jungs die Pausen bekommen, die sie benötigen.

Weil du gerade das Thema „Ernährung“ angesprochen hast: Gebt ihr den Spielern hierzu Empfehlungen und Tipps?

Hendrik Kolbert: Das ist so ein bisschen mein Part. Wir versuchen im ersten Schritt, bei den Mahlzeiten, die wir den Jungs zur Verfügung stellen, immer eine gesunde und natürlich sinnvolle Zusammenstellung des Essens zu ermöglichen. Zudem haben die Jungs ihre eigenen Erfahrungen, auf die sie zurückgreifen können. Es gibt aber auch Spieler, die auf mich zukommen und nach Tipps zu ihrer Ernährung fragen. Und die gebe ich ihnen dann selbstverständlich.

Bei den WILD WINGS dreht sich ja alles rund um Eishockey. Gibt es auch andere Sportarten, die du den Spielern neben dem Training empfiehlst wie z.B. Schwimmen oder Fahrradfahren?

Hendrik Kolbert: Während der Saison ist dies relativ schwierig. Die Spieler sind unter der Woche im vollen Trainingsprozess und an den Wochenenden in Liga-Spielen. Deswegen sollten sie sich in der Zwischenzeit regenerieren. Aber gerade in den Sommermonaten, ist es enorm wichtig, Ausgleichssportarten zu betreiben: Neben Schwimmen und Radfahren, empfehle ich den Spielern Golfen oder Tennis zu spielen. Wichtig ist hierbei, dass es nicht mit einer leistungssteigernden Zielsetzung ausgeübt wird, sondern in erster Linie dem Ausgleich dient.

Welche Musik hört ihr während dem Training? Was motiviert euch?

Hendrik Kolbert: [Lacht] Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem wer gerade der DJ ist. Johannes Huss macht ganz gerne die Musik. Manchmal übernehme auch ich diesen Job. Es reicht dabei von elektronischer Musik bis hin zu R&B und Rap. Wenn die Stimmung gerade passt, sind auch mal Malle-Schlager dabei!

Wie wichtig ist im Training eine gute Harmonie innerhalb der Mannschaft?

Hendrik Kolbert: Es ist immer wichtig, dass die Jungs insgesamt zusammenarbeiten und dass jeder seine Einheiten auch mit Leidenschaft und Motivation absolviert. Es ist immer schlecht für das Teamgefüge, wenn nicht alle mitziehen und nicht alle mitmachen. Das haben wir in den letzten Jahren jedoch immer gut hingekriegt und ich gehe stark davon aus, dass es auch dieses Jahr so sein wird.

Gibt es Spieler, die andere Spieler gut motivieren können?

Hendrik Kolbert: Ja, die gibt es schon. Wir müssen mal schauen, wer sich in dieser Rolle in der neuen Mannschaft herauskristallisiert, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber grundsätzlich finden sich da eigentlich immer ein paar Spieler, die für gute Stimmung sorgen wie z.B. Johannes Huss, Daniel Pfaffengut oder Marius Möchel. Aber alle Jungs sind immer gut dabei und niemand fällt in irgendeiner Art negativ auf.

Nun haben wir ja viel über die Spieler bei den WILD WINGS geredet. Doch, wie hältst du dich fit und welchen Sport treibst du gerne?

Hendrik Kolbert: Ich treibe relativ viel Sport. Ich gehe gerne laufen, Fahrradfahren, spiele Tennis und mache gerne Krafttraining… Im Sommer steht bei mir also im Grunde fast das gleiche Programm an wie bei den Jungs. Es ist ja schließlich auch von mir, deswegen gehe ich davon aus, dass es ganz gut funktioniert [lacht]. Im Winter gehe ich gerne Skifahren. Ich bin ein sehr aktiver Mensch und freue mich, wenn ich mich bewegen kann. Ich halte mich eben fit!